Exemplarische Praxisfälle
Die Leisen
Als Vorstandsassistent durch gute Arbeitsergebnisse aufgefallen und für eine verantwortungsvolle Position im Gespräch. Am Ende eines ACs bilden sich in der Beobachterkonferenz zwei Fraktionen unter den Beobachtern. Die eine Fraktion hat nichts gesehen, was auf Führungsfähigkeit schließen lässt, während die andere sicher ist, dass eine subtile, aber wirkungsvolle Steuerung in allen Gruppenarbeiten stattgefunden hat. Die Diskussion führt zu keiner Einigung.
Die unabhängig von den anderen Übungen im AC erhobene Auswertung von MANAGE! zeigt, dass sich schnell und umfassend über alle wichtigen Bereiche des Unternehmens informiert wurde, planvoll mit wirksamen Eingriffen eine Geschäftsstrategie erfolgreich umsetzt, dabei kritische Randbedingungen einschließlich des Personals beobachtet und, wenn nötig, rechtzeitig interveniert wurde. Der Arbeitsauftrag wurde in der vorgegebenen Zeit erfüllt und ds Unternehmen verfügt über eine langfristig gesicherte Gewinnlage.
Sowohl im AC wie in der Simulation sehen sich die Leisen als wesentliche steuernde Kraft.
Die Beobachterkonferenz bestätigt die Spitzenposition mit der Empfehlung, aus der Assistentenrolle herauszutreten..
Die Etablierten
Als Leitung einer sehr selbständig operierenden Montageeinheit mit 200 Mitarbeitern soll die mögliche Leitung eines ganzen Geschäftsbereiches in einem AC geprüft werden. Es fallen im AC die wenigen, befehlsartigen Beiträge auf, denen niemand folgt.
Im Verfahren MANAGE! werden nur knapp 5% der üblichen Anzahl von Eingriffen vorgenommen. Das Ergebnis lässt sich nicht von einem unbeeinflussten Durchlauf des Systems unterscheiden.
Die Etablierten sehen sich selbst in ihrer Funktion am richtigen Platz, sind zu keinem Ortswechsel bereit und unterziehen sich dem AC mit großen Vorbehalten.
Die Beobachterkonferenz macht keine Veränderungsvorschläge.
Die künftigen Vorstände
Als jüngste Teilnehmer in der AC-Runde bringen sie außergewöhnliche Voraussetzungen mit: unternehmerischer familiärer Hintergrund, Prädikatsexamen, Prädikatspromotion, MBA Harvard Business School, Leitung eines Projektes in der strategischen Planung. Auch im AC werden sie als überragend gesehen.
MANAGE! wird als Unternehmen allerdings ruiniert, obwohl in fast jeder Hinsicht hervorragende Arbeit geleistet wird (Informations-, Zeitmanagement, Entscheidungsfreude etc.). Eine genaue Analyse zeigt, dass jegliche Personalarbeit unterlassen wurde, obwohl die Situation sie zwingend erfordert hätte.
In der Rückmeldung begierig, die Ursachen für das Scheitern zu erfahren und dabei tief verwundert, dass unterlassene Personalarbeit ausschlaggebend sei. Personalarbeit auf dieser Ebene sei in Übereinstimmung mit der herrschenden Lehre und Praxis der strategischen Planung ganz bewusst ausgeklammert worden.
Die Beobachterkonferenz sieht weiterhin die Spitzenposition, der als nächstes Praxis- und Personalerfahrung im Geschäft vermittelt werden.
Die Forscher
Sie haben bisher verschiedene wichtige technologische Forschungsprojekte geleitet; derzeit mit fünf Mitarbeitern. Seit Jahren außerordentlich erfolgreich und einige Patente sind angemeldet. Können die auf höheren Ebenen notwendigen Managementaufgaben übernommen werden? Im AC gibt es gute analytische Beiträge, in unstrukturierten Gruppenübungen aber eher Probleme.
In MANAGE! fällt das extrem genaue Arbeiten auf. Informationen werden bis in den letzten Winkel des Systems gesucht, bevor wenige, außerordentlich gut fundierte Entscheidungen getroffen werden. Das Vorgehen ist sehr systematisch. Nur einer von fünf Geschäftszweigen des Unternehmens wird bearbeitet, dieser aber voll beherrscht. Nur in diesem Zweig werden Gewinne erwirtschaftet, die anderen spielen Verluste ein. Es wird innerhalb der vorgegebenen Arbeitszeit nur der 3. Monat von 15 vorgegebenen erreicht.
Es müssten immer erst vollständige Informationen vorliegen, bevor eine Entscheidung getroffen werden könne. Sauber zu arbeiten, sei wichtig. Die Frage sei, ob eine Managementposition glücklich mache, in der schnelle Entscheidungen bei oft unvollständiger Information zum Tagesgeschäft gehören.
Die Beobachterkonferenz empfiehlt eine weitere Förderung in der fachlichen Laufbahn.
Die Vorsichtigen
Als fachlich hochqualifiziert ausgewiesene Teilnehmer an einem eintägigen Einzel-AC sind sie Kandidaten für die Position des Chef der Entwicklung in einer etablierten, aber hart umkämpften Produktsparte. Verschiedene Gesprächspartner haben allerdings kein "rundes" Bild gewinnen können.
Im Verfahren MANAGE! fällt das extrem vorsichtige Vorgehen auf. Das Unternehmen wird nicht ohne Erfolg, vor allem aber ohne jegliches Risiko geführt.
Das Vorgehen wird mit realen Erfahrungen in der speziellen Marktsituation der eigenen Sparte begründet: Kleinste Preisänderung würden bereits zu dramatischen Markteinbrüchen führen.
Die neue Position wird übertragen. Auch 4 Jahre später wird das Geschäft immer noch vorsichtig und erfolgreich geführt.
Die Spezialisten
Sie waren seit Jahren hochrangig an verschiedenen kritischen Brennpunkten des Unternehmens im In- und Ausland in Folge tätig. Die Vorgesetzten loben die Erfolge. Den Beobachtern im AC erscheinen sie sehr durchsetzungsfähig, aber nicht unumstritten.
Mit MANAGE! kommen sie nicht klar. Informiert wird sich völlig unzureichend. Die wenigen entdecken Eingriffmöglichkeiten werden überhaupt nicht genutzt. Gesucht wird nach ganz bestimmten Maßnahmen, die im System aber nicht vorgesehen sind, auch die Versuchleitung wird dazu befragt. Es wird auf den eigenen Maßnahmen beharrt, nur diese werden versucht. Der Erfolg bleibt aus.
Im Rückmeldegespräch wird sich heftig über "fehlende Möglichkeiten" im System beschwert. In der Praxis rufe er seine Abteilungsleiter zusammen, setze ihnen eine Quote von Stellen, die bis zum ... abzubauen sei und lobe eine ordentliche Prämie aus. Das mache er seit Jahren so, und es habe immer funktioniert, hier sei dies jedoch nicht möglich.
In der Beobachterkonferenz überwiegen die Bedenken, ihn als General Manager zu sehen.
Die Entwickler
Sie werden in ein Nachwuchs-AC mit stark beratendem Charakter entsandt, nachdem seit Jahren die erste Stelle nach dem Physik-Diplom in einer technischen Entwicklungsabteilung eingenommen wird. Die Vorgesetzten melden trotz guter fachlicher Leistungen nur unter Vorbehalten an. Trotz insgesamt gutem Abschneidens im AC diskutieren die Beobachter, ob bei den kreativen Vorschlägen in den Übungen die betriebliche Wirklichkeit ausreichend im Auge behalten wurde.
In MANAGE! wird sich sehr schnell ein Überblick verschafft, eine erfolgreiche Geschäftsstrategie einschließlich der dazu erforderlichen Personalarbeit wird verfolgt und bei guter Zeiteinteilung am Ende der Tätigkeit gibt es langfristig gesicherte Einnahmequellen. Trotzdem ist das Unternehmen bankrott. Die Analyse zeigt das Scheitern, sehenden Auges, ausschließlich an eigenen, unkontrollierten Ausgaben.
Im Rückmeldegespräch sind die Ursachen des eigenen Scheiterns nicht bewusst. In der Entwicklung mussten wirtschaftliche Aspekte noch nie bedacht werden, obwohl die Vorgesetzten diesen Vorwurf schon erhoben hätten.
Die Beobachterkonferenz sieht Potentiale und empfiehlt, Maßnahmen zu ergreifen, um die Bedeutung wirtschaftlicher Zusammenhänge eingehender zu vermitteln.
Die Blender
Nach jeweils kurzer Tätigkeitsdauer auf verschiedenen Positionen schnell gefördert, sollen die Kandidaten vor dem nächsten Karriereschritt durch ein AC bestätigt werden. Sie schneiden im AC recht gut ab. Die Beobachterkonferenz ist beeindruckt vom Auftreten und der aktiven Präsenz in allen Übungen, allerdings vermisst ein Teil der Beobachter eigene Konzepte hinter dem eloquenten Erscheinungsbild. Die Beobachter werden zunehmend unschlüssig, da bei näherer Prüfung zu fast jeder Übung Notizen existieren, die auf Vorbehalte der Beobachter hinweisen.
In MANAGE! wird hektische Geschäftigkeit gezeigt mit planlosen, widersprüchlichen Aktionen. Das Ergebnis liegt unter dem, was das unbeeinflusste System von sich aus produziert hätte. Besonders am Ende unter Zeitdruck geht der Überblick verloren.
Im Rückmeldegespräch zeigt sich, dass die eigenen Leistungen in MANAGE! erheblich überschätzt werden. Es wird auch die Meinung vertreten, das System im wesentlichen verstanden zu haben.
In der Beobachterkonferenz überwiegen am Ende die Zweifel.
Die Servo-Leute
Sie sind in ihrem Geschäft außerordentlich erfolgreich und überzeugen im AC durch Engagement und gute Teamarbeit. Gruppen erzielen unter der - akzeptierten - Führung in guter Atmosphäre hervorragende Ergebnisse. Im AC werden in den Gruppenübungen hohe Punktzahlen erzielt.
In MANAGE! fällt auf, dass ungewöhnlich häufig die Versuchsleitung gerufen wird und gezielte Managementfragen vorgelegt undregelmäßig zurückgewiesen werden. Es werden massiv Möglichkeiten zur Delegation von wesentlichen Teilen der eigenen Aufgabe gefordert. Ein erheblicher Teil der Arbeitszeit wird auf die - vergebliche - Suche nach solchen Möglichkeiten im System verwendet. Ein unterdurchschnittliches Ergebnis wird erzielt.
Im Rückmeldegespräch erfolgt der Hinweis, dass im eigenen Arbeitsfeld immer Möglichkeiten geschaffen wurden, auch wichtige Aufgaben zu delegieren. Stets seien gute Leute versammelt, die jederzeit befragen werden könnten.
Die Beobachterkonferenz bestätigt ihn für Funktionen, in denen er sich "gute zweite Leute" suchen kann.